Auszug aus dem
Wohnraumversorgungskonzept Marburg
Magistrat der Universitätsstadt Marburg
Stand: 20.11.2015
4.4 Projekte zum gemeinschaftlichen Wohnen
Wohnprojekte sind auf Gemeinschaft angelegte Zusammenschlüsse von Menschen, die freiwillig und bewusst bestimmte Bereiche ihres Lebens zeitlich und räumlich miteinander teilen. Grundlegend für die gemeinschaftliche Wohnform ist eine solidarische Ausrichtung mit dem Ziel, sich wechselseitig im Alltag und in besonderen Lebenslagen zu unterstützen, aber immer im Rahmen der persönlichen Möglichkeiten der Einzelnen. Damit ist gemeinschaftliches Wohnen verbindlicher angelegt als eine gute Nachbarschaft und doch weniger eng und verpflichtend als eine familiäre Beziehung. Bundesweit existieren vielfältige Modelle für Gemeinschaftliches Wohnen.
Auch in Marburg sind einige wenige Wohnprojekte bereits realisiert worden. Darüber hinaus liegen mehrere Gremienbeschlüsse vor, in denen die weitere Förderung von „Wohnen in Gemeinschaft“ und von anderen kooperativen Wohnformen im geförderten Wohnungsbau in der Universitätsstadt Marburg beschlossen worden ist. Interessenten und Mitglieder solcher Wohnprojekte sind vor allem Menschen mit Handicap, ältere Menschen und Alleinerziehende.
Grundsätzlich kann unterschieden werden nach:
• Zusammensetzung von Wohnprojekten
z.B. Senioren-Wohngemeinschaften, Alleinerziehenden-Wohngemeinschaften, Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz oder Behinderung, unterstütztes Wohnen, studentisches Wohnen, Mehrgenerationenprojekte u.a.
• Rechtsformen und Eigentumsverhältnisse
Wohnprojekte mit Einzeleigentum (Baugemeinschaften, Baugruppen), Nutzergemeinschaften z.B. als eigenständige Genossenschafts-Wohnprojekte, sowie Mietwohnprojekte und Hausvereine mit Gemeinschaftsvereinbarungen
Mischformen in unterschiedlicher Ausprägung und Zielsetzungen sind die Regel und aus sozialpolitischer Sicht auch wünschenswert. Wohnen in Gemeinschaften hat sich zu einer attraktiven Wohnalternative für Menschen mit mittleren Einkommen entwickelt. Aber gerade auch im Segment preiswerten Mietwohnungsbaus sollen mehr Wohnprojekte zur Integration/Inklusion und als Antwort auf die Veränderungen traditioneller Sozialstrukturen und den demographischen Wandel initiiert werden. Barrierefreiheit ist dabei zwingende Voraussetzung.
Um die Realisierung solcher Projekte zu erleichtern, soll eine Koordinierungsstelle für die Förderung von Wohnprojekten geschaffen werden, die folgende Aufgaben erfüllt:
- Zentrale und barrierefreie Anlaufstelle für z.B. Gruppen, Vereine, Investorinnen und Investoren, Wohnbaugesellschaften und Einzelpersonen - Unterstützung bei der Suche nach Grundstücken, nach Bauträgern und Investoren - Schaffung eines Kompetenzverbundes für gemeinschaftliches Wohnen und Wohnprojekte in Marburg zu Fragen der Architektur, der Rechtsformen, von Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten sowie der Vernetzung wichtiger Akteure und der Öffentlichkeitsarbeit
Fazit: Ziel ist es innovative Wohnformen von Anfang an mitzudenken und die Umsetzung realistischer Projekte zu befördern. Dieses sollte auch beim Bau preiswerten Wohnraums und insbesondere für Bauprojekte der GeWoBau der Fall sein mit der von InWIS angeregten Leuchtturmwirkung. Im Rahmen kommunaler Wohnraumförderung sind konkrete Maßnahmen für neue Wohnkonzepte vorzusehen, um gemeinschaftliche Räume bzw. Nutzungsflächen im bezahlbaren Wohnungsbau überhaupt realisieren zu können. Daneben soll die Förderung des Gebäudeumfelds als Begegnungsfläche auch mit Wirkung auf das umgebende Quartier einbezogen werden.